Nach dem Wintereinbruch im Rhein-Sieg-Kreis waren viele Feuerwehrleute auch am Donnerstag noch im Einsatz - Die Bahn gibt Siegtalstrecke wieder frei - Die Verspätungen summieren sich auf 1 537 Minuten
Rhein-Sieg-Kreis. Die weiße Pracht war am Donnerstag zwar an vielen Stellen schon verschwunden - ihre Hinterlassenschaften aber bereiteten den Feuerwehrleuten im Kreis noch viel Arbeit. Sie mussten die durch den Wintereinbruch am Mittwoch umgestürzte und abgeknickte Bäume zersägen und beseitigen.
In Hennef, Siegburg, Eitorf und im Siebengebirge waren die Wehrleute noch stundenlang im Einsatz. Während die meisten Straßen wieder frei sind, bleiben im Siebengebirge die Schmelztalstraße (Bad Honnef) und die Verbindung zwischen Thomasberg und Dollendorf vorerst gesperrt.
Weit mehr als 300 Einsätze registrierte die Feuerwehr seit Mittwochfrüh im Kreis, verursacht durch den nächtlichen Wintereinbruch. Teilweise erreichte die Nassschneedecke eine Höhe von mehr als zwanzig Zentimetern. Einer der Schwerpunkt war mit mehr als 70 Einsätzen Hennef. Dort waren alle Löschzüge und das Technische Hilfswerk pausenlos im Einsatz.
Verstärkung erhielten sie von den Kollegen aus Sankt Augustin, Niederkassel und Lohmar, die mit ihren Drehleitern aushalfen. Wegen umgestürzter Bäume mussten etliche Straßen - unter anderem die Bröltalstraße - über Stunden gesperrt werden. Die Schloßstraße von Allner nach Happerschoß war sogar bis Donnerstagnachmittag dicht.
In zahlreichen Ortschaften von Blankenberg über Hanf, Eulenberg und Auel bis hin nach Bröl fiel der Strom teilweise für Stunden aus, weil umstürzende Bäume die Leitungen unterbrochen hatten. Koordiniert wurden die Einsätze von einem Krisenstab, in dem Stadt, Feuerwehr und Polizei vertreten waren.
Seit Donnerstag um 14.26 Uhr läuft auf der Siegtalstrecke auch der Zugverkehr wieder ungestört. Wie der General-Anzeiger berichtete, hatten umstürzende Bäume bei Herchen die Oberleitung auf 600 Metern Länge zerstört. Dadurch fielen am Mittwoch und am Donnerstag 14 Züge komplett aus, 91 konnten nur bis Herchen statt bis Au oder Siegen fahren, und weitere 86 Bahnen hatten Verspätungen von zusammen 25 Stunden und 37 Minuten, teilte Bahn-Sprecher Karl-Josef Bales mit.
Beträchtliche Schäden hat der Wintereinbruch auch in den Wäldern angerichtet. "Die Höhe lässt sich jetzt aber noch nicht beziffern", sagte Dirk Kreienmeier, Leiter des Forstamtes Eitorf. Vor allem Eichen und Buchen seien vom Schneebruch betroffen, weil sie noch einen Großteil ihres Blätterkleides tragen. "Teilweise sind die Blätter sogar noch grün", sagte der Forst-Experte. Ausgewachsene Eichen und Buchen bringen es laut Kreienmeier leicht auf eine Laubfläche von 2 000 Quadratmetern.
"Wenn schwerer, nasser Schnee fällt, der gewissermaßen auf den Blättern kleben bleibt, sind viele Bäume der statischen Belastung nicht gewachsen." Die Bäume neigen sich oder kippen ganz um, Kronen und Äste brechen ab. Unzählige Waldwege müssen aus Sicherheitsgründen freigeräumt werden. "Da kommen etliche Überstunden und Wochenenddienste für unsere Leute zusammen", sagt Kreienmeier.
Einzig die Spechte könnten sich über den Schneebruch freuen. Dort, wo etwa an Buchen Äste abgebrochen sind, lassen Pilze mit der Zeit Faulstellen. "An diesen weichen Stellen beginnen die Spechte ihre Baumhöhlen auszuhacken. Für die Vögel ist das wie ein Wohnungsbauprogramm." Trotz aller Schäden bleibt der Forstmann gelassen: "Das ist Natur. Der Wald wird sich wieder erholen."
Von Klaus Elsen
Quelle: General Anzeiger