„Im letzten Jahr sind im Rhein 39 Menschen ertrunken. Und wenn, wie bei dem Unfall Anfang Mai, Personen in dem Fluss verunglücken, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder sie werden in der Mitte mit der Strömung weggezerrt oder sie verfangen sich bei den Kribben am Rand“, berichtet Tobias Karsten, stellvertretender Leiter und Pressesprecher der DLRG-Ortsgruppe Bad Honnef. „In keinem anderen Fluss in Deutschland gibt es so viele Tote. An nächster Stelle steht der Main mit 14 Ertrunkenen.“ Bei Unfällen, wie dem verunglücktem Kanu am Vatertag, sind die DLRG, das THW und die Feuerwehr gefragt. Doch das Bergen von Personen oder Gegenständen, „Anfang Juni haben das THW und wir einen Tresor aus dem Dachsberger See geborgen“, so Karsten, verlangt viel Wissen, Übung und ein eingespieltes Team. Damit im Notfall alle Helfer genau wissen, was sie zu tun haben, wird drei- bis viermal im Jahr der Ernstfall geprobt. So auch am 17. Juni vor dem Hotel Bellevue in Rhöndorf.
„Da unten herrscht ein Sog, man glaubt es kaum. Alles ist ruhig und im nächsten Moment wird mein Kopf fast gegen die Kribbe gedrückt.“ Noch etwas atemlos berichtet Bernhard Klitschke, Taucher der DLRG Bad Honnef, von seinen Tauchgang im Rhein. Gleichzeitig bereitet sich sein Kollege Markus Lindner auf seinen Einsatz vor. Neoprenanzug, Taucherbrille, Schwimmflossen und natürlich die Sauerstoffflasche müssen richtig sitzen. „Ich lass mich rückwärts reinfallen – oder wie viel hab ich?“ „So ein Meter achtzig rum!“ Vorsichtig klettert er schließlich vom Boot aus ins Wasser, langsam verschwinden Schultern und Kopf, nur noch die Leine ist zu sehen. „Wenn du die Leine so führst, hast du ein viel besseres Gespür“, wird der angehende Leinenführer belehrt. Und Karsten erläutert: „Bei einem Einsatz sind immer mindestens vier Leute auf dem Boot. Zwei Taucher – einer im Wasser und ein Ersatztaucher zur Ablösung. Im Notfall sichert er den ersten Taucher ab. Dann ist immer ein so genannter Leinenführer dabei. Da man unter Wasser fast nichts sehen kann, ist der angeleinte Taucher auf die Zeichen des Leinenführers angewiesen. Außerdem gehört immer ein Einsatzleiter dazu, der den Überblick behält und angibt, wo gesucht werden soll.“
Da die Helfer nicht nur aus unterschiedlichen Organisationen, sondern auch aus verschiedenen Ortsgruppen kommen, muss vor allem die Koordination geschult werden. „Insgesamt sind heute etwa 50 Einsatzkräfte unterwegs. Darunter 16 Leute von der DLRG, drei Boote des THW-Ortsverband Bad Honnef und je ein Boot der Feuerwehr Rhöndorf und Niederdollendorf“, führt Andreas Wirtz, Einsatzleiter der DLRG-Ortsgruppe Bad Honnef/Unkel aus. Karsten ergänzt: „Die Taucher kommen aus dem gesamten Rhein-Sieg-Gebiet. Und die DLRG Bad Honnef stimmt den Einsatz ab.“ Die einzelnen Helfer, die sich ehrenamtlich in ihrer Freizeit engagieren, bereiten sich intensiv auf Notfälle vor. So haben zum Beispiel die Taucher der DLRG ein umfangreiches Training durchlaufen. „In der Ausbildung müssen sie eine bestimmte Stundenzahl absolvieren. Zusätzlich nehmen sie an speziellen Lehrgängen wie der Strömungstauchausbildung teil“, wie Wirtz erläutert. Tritt schließlich der Notfall ein, erhalten die Helfer über einen Pieper Bescheid. „Ohne die gute Zusammenarbeit der beteiligten Organisationen, wären unsere Rettungsaktionen gar nicht möglich. Denn schließlich sind wir auf THW und Feuerwehr, die die Boote und Einsatzwagen mit dem Equipment bereit stellen, angewiesen. Aber das funktionierte in den letzten fünf Jahren immer problemlos“, freute sich Karsten zum Abschluss der Aktion.
Quelle: Honnefer Sonntagszeitung