Rhein-Sieg-Feuerwehren im Dauereinsatz - Rund 650 Einsätze wegen Orkan "Jeanette"
21jährige Rheinbacherin stirbt durch herabstürzenden Ast. Viele Schäden durch umgefallene Bäume, Dächer sind abgedeckt. 1.100 Bahnpassagiere werden in Sankt Augustin-Menden in Sicherheit gebracht.
Rhein-Sieg-Kreis (tw) - Seit 13.00 Uhr waren am gestrigen Sonntag alle 19 Feuerwehren des Rhein-Sieg-Kreises im Dauereinsatz. Der Orkan "Jeanette" richtete teilweise verheerende Schäden im Kreisgebiet an. Insgesamt sind rund tausend Feuerwehrangehörige bis in die frühen Morgenstunden ausgerückt, um herabgestürzte Bäume zu beseitigen und abgedeckte Dächer zu sichern.
Besonders tragisch ist der Tod einer 21jährigen Rheinbacherin, die an der Straße "Waldwinkel" beim Spaziergang von einem herabstürzenden Ast so schwer getroffen wurde, dass sie in der Nacht zum Montag in einer Bonner Klinik ihren Verletzungen erlegen ist. Zum jetzigen Zeitpunkt sind keine weiteren durch den Orkan verletzten Personen gemeldet worden.
In Sankt Augustin-Menden waren am frühen Abend die Gleise der Deutschen Bahn blockiert. Zwei Intercity-Züge konnten nicht weiterfahren, weil ein umgestürzter Baum die Oberleitung zerstört hatte und in Brand geraten war. Um 18.24 Uhr wurden die Rettungskräfte alarmiert, die mit drei Löschgruppen, zehn Rettungswagen, zwei Krankentransportwagen, zwei Notärzten, dem Leitenden Notarzt des Rhein-Sieg-Kreises, dem Kreisbrandmeister und dem Notfallmanager der Deutschen Bahn vor Ort waren. Rund 250 Rettungskräfte sowie die Ortsgruppen Bad Honnef und Siegburg des Technischen Hilfswerks (THW) kümmerten sich um die Fahrgäste, die allesamt unverletzt blieben. Die beiden Züge mit insgesamt rund 1.100 Passagieren wurden in den Bahnhof Troisdorf gezogen. Von dort konnte der Intercity aus Koblenz in Richtung Köln die Weiterfahrt fortsetzen; die Passagiere aus dem anderen beschädigten Zug aus Köln in Richtung Koblenz wurden auf Busse verteilt, die die Fahrgäste nach Bonn, Köln und Koblenz fuhren. Die Rettungsleitstelle in Siegburg hatte dazu rund 20 Busse organisiert. Vorher gab es für diese Fahrgäste, die Stunden im Zug festsaßen, erst einmal eine Stärkung. Im Schulzentrum Sankt Augustin-Menden hatten die Hilfsorganisationen in der Aula eine Betreuungsstelle eingerichtet sowie Speisen und Getränke verteilt. Gegen 00.00 Uhr war dieser Einsatz abgeschlossen.
Zuvor gab es am Nachmittag noch einen größeren Einsatz, als die Rettungsleitstelle des Erftkreises den Rhein-Sieg-Kreis um überörtliche Hilfeleistung gebeten hatte. In Hürth war eine Gastankanlage durch einen umgestürzten Baum stark beschädigt worden. Das in großen Mengen ausströmende Gas drohte zu explodieren. Deshalb musste ein benachbartes Altenheim evakuiert werden. Vier Löschgruppen aus Bornheim, 17 Rettungswagen, der Leitende Notarzt des Rhein-Sieg-Kreises und 15 Krankentransportwagen eilten aus dem Rhein-Sieg-Kreis nach Hürth zu Hilfe. Um 17.45 Uhr gab der Erftkreis den Rettungskräften des Rhein-Sieg-Kreises Entwarnung, ein Eingreifen war nicht notwendig geworden.
Der Schwerpunkt des Orkans lag im rechtsrheinischen Kreisgebiet. Dennoch waren allen Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises betroffen, dessen Wehrführer bereits am Vorabend vom Landrat und Kreisbrandmeister in erhöhte
Alarmbereitschaft gesetzt worden waren. Die Rettungsleitstelle des Kreises in Siegburg war insgesamt mit 12 Personen besetzt - 10 Kräfte mehr als gewöhnlich. Der Leitende Notarzt des Kreises, der Kreisbrandmeister und sein
Stellvertreter waren vor Ort im Einsatz. Landrat und Kreisdirektorin wurden permanent über die Lage informiert.
Landrat Frithjof Kühn dankte den Rettungskräften, die mit großem Einsatz den Menschen im Rhein-Sieg-Kreis geholfen haben. "Alle Einsätze sind aus meiner Sicht hervorragend von den Feuerwehren, Rettungskräften,
Hilfsorganisationen und anderen beteiligten Behörden bewältigt worden. Der gestrige Tag war wieder ein Beweis für die große Leistungsfähigkeit unserer Einsatzkräfte. Für die Bevölkerung ist es sicherlich beruhigend zu wissen, dass
im Rhein-Sieg-Kreis auch bei größeren Schadenslagen rasch und kompetent geholfen wird", sagt Landrat Frithjof Kühn.