Vollgelaufene Keller im Rhein-Sieg-Kreis halten nach starkem Gewitter die gesamte Nacht die Wehren, Bauhöfe und das THW in Atem - Blitzeinschläge führen zu Bränden und Stromausfällen
Rhein-Sieg-Kreis. Normalerweise rückt die Feuerwehr aus, um bei Hochwasser die Keller von Bürgern leer zu pumpen. Die Lohmarer Wehrmänner mussten sich während des schweren Gewitters, das in der Nacht zum Donnerstag den Rhein-Sieg-Kreis heimsuchte, vor allem um ihre eigene Wache kümmern.
Die starken Regengüsse ließen den Jabach derart anschwellen, dass die Wache in kürzester Zeit unter Wasser stand. Ab 0.30 Uhr waren die Wehrmänner damit beschäftigt, die Wasser- und Schlammmassen, die der Jabach in die Wache spülte, wieder ab zu pumpen.
Die sintflutartigen Regenfälle führten im Kreis zu 428 Einsätzen. Allein in Hennef fielen zwischen Mittwoch- und Donnerstagmorgen 64,5 Liter Regen pro Quadratmeter, am Flughafen waren es immerhin noch 57 Liter.
759 Wehrmänner kümmerten sich vor allem in Lohmar, Troisdorf, Hennef und Sankt Augustin um voll gelaufenene Keller. In Altenrath löschte die Troisdorfer Feuerwehr einen Dachstuhlbrand am Erich-Gärtner-Weg, der vermutlich durch einen Blitzeinschlag verursacht wurde.
Die EL 332 in Siegburg war bis Mittag gesperrt. In der Eisenbahnunterführung hatte das Wasser 60 Zentimeter hoch gestanden. Auch in Königswinter war die dortige Feuerwehr mit einem Blitzeinschlag auf einem Bauernhof beschäftigt. Aufgrund der starken Gewitter waren Lohmar und einige umliegende Ortschaften zwischen 23.30 und 1 Uhr stromlos. Laut RWE waren dort 29 Trafostationen ausgefallen, in Neunkirchen-Seelscheid waren es 14 Trafostationen.
"Wir haben das Personal der Feuer- und Rettungsleitstelle im Kreishaus in der Nacht zum Donnerstag von zwei auf zehn Mitarbeiter verstärkt, um der Fülle der Einsätze Herr werden zu können", sagte der stellvertretende Kreisbrandmeister Dietmar Klein.
Bis in die frühen Morgenstunden waren Wehrmänner damit beschäftigt, Keller leer zu pumpen und umgestürzte Bäume von den Straßen zu schaffen. Unterstützung erhielten sie von rund 100 Einsatzkräften des Technischen Hilfswerkes und der städtischen Bauhöfe. Am schlimmsten traf es Lohmar. Ganze Straßenzüge im Gewerbegebiet am Auelsweg wurden von den Regengüssen überflutet. Zeitweise musste sogar die Haupstraße gesperrt werden.
"Personen kamen durch das Unwetter nur indirekt zu Schaden. Etliche Menschen im Kreis bekamen aufgrund des Temperaturabfalls Kreislaufprobleme und wurden von Rettungsdiensten in die Kliniken gebracht", sagte Dietmar Klein. Bis in die frühen Morgenstunden galt es für 40 Wehrmänner der Löschgruppen Alfter, Gielsdorf, Impekoven und Witterschlick etliche Keller leer zu pumpen.
Neben der Alfterer Feuerwehr, die zum Abschluss ihr eigenes Gerätehaus leer pumpen musste, traf es besonders die Lohmarer Feuerwehr. Der übervolle Jabach hatte in der Nacht die gesamte Wache in eine Schlammlandschaft verwandelt. "Als Kollegen in der Nacht aufgrund einiger Alarmierungen die Wache besetzten, lief das Wasser bereits in den Funkraum", sagte der Stadtbrandinspektor Klaus Boddenberg. "Das Wasser drang so schnell in die Wache ein, dass keine Zeit mehr blieb, Sandsäcke in den Räumen zu verteilen".
Noch am Mittag galt es, Wachräume und die Fahrzeughalle von den Schlamm und Wasser mittels Dampfstrahlgeräten und Saugern zu befreien. "Das RWE hat den Strom noch in der Nacht abgestellt. Bis Freitagmorgen gibt es in der Wache weder Strom, noch Telefon", sagte Löschgruppenführer Willi Meng, der auch einen der Auslöser des Übels zu kennen meint.
"Hinter der Wache führt ein etwa fünf Meter breiter Weg über den Jabach in den Wald. An dieser Engstelle, die durch ein Betonrohr erzeugt wird, haben sich mit Sicherheit die Wassermassen gestaut."
Auch die Nachbarn der Feuerwehr traf es hart. Der 400 Quadratmeter große Keller des Vertriebszentrums der Firma ABS-Pumpen wurde in der Nacht auf einer Höhe von 3,80 Meter geflutet. Bis Mittag waren Mitarbeiter des Technischen Hilfswerkes damit beschäftigt, die Wassermassen aus dem Keller zu pumpen. Mehrere Türen wurden von den Wassermassen eingedrückt.
"Der Alarm lief bei einem Sicherheitsunternehmen auf. Nachdem sich ein Mitarbeiter an Ort und Stelle ein Bild gemacht hatte, alarmierte er Polizei und Feuerwehr", sagte ABS-Personalleiter Hubert Hanowski. Im Keller lagerten wichtige Akten, die unwiderbringlich zerstört sind.
Quelle: General Anzeiger